Pädagogisches Konzept

Pädagogisches Konzept für den Außerschulischen Lernort Ökologiestation

Die Ziele und Zielgruppen:

Der Außerschulische Lernort bietet „Natur und Erlebnis“ für Schüler und Vorschüler auf dem Gelände der Ökologiestation als Kernstück einer generellen Bildung zur Nachhaltigkeit. Was so trocken mit dem Begriff „Außerschulischer Lernort“ umschrieben ist, wird seit Frühjahr 1997 mit Leben gefüllt. Das Gelände der Ökologiestation sowie ihre unmittelbar benachbarten Außenbereiche bieten eine Fülle von Möglichkeiten für unmittelbares Erleben, Staunen, Erfahren und Bildung: eine Teichanlage, ein Kartoffelacker, unterschiedliche Getreidesorten, Honigbienenstand und Wildbienenlehrpfad, ein Bauerngarten sowie Wiesen, Wäldchen, Apfelbaumallee und Weidenspielplatz. Das „Be-greifen“ – eben auch mit den eigenen Händen – und das unmittelbare positive Erleben der Natur stehen im Mittelpunkt der auf Nachhaltigkeit ausgerichteten umweltpädagogischen Angebote des UMWELTZENTRUM WESTFALEN.

Die Aktionen richten sich an Kindergärten, Schulen und sonstige Gruppen.

Veranstaltungsorte:

Der Außerschulische Lernort findet statt am eigens für Beobachtung, Erleben und Forschung angelegten 900 qm großen und bis zwei Meter tiefen Erlebnisteich, auf dem 500 qm Kartoffelacker, bei den fünf Bienenvölkern des Honigbienenlehrstandes, in einem kleinen Waldstück und einer Wiese mit einer 60 qm großen Zeltremise und einem Lehmofen. Ein naturnaher Spielbereich mit Weidenelementen und einer Feuerstelle bietet zwischendurch naturnah Spiel und Spaß.

Didaktische Dimensionen:

Ausgangspunkt der Aktionen ist jeweils die konkrete Natur bzw. deren Produkte: das Wasser, der Boden, die Insekten, Getreide und Kartoffeln. Es wird die Frage gestellt: wie erreichen wir, dass auch die nächste Lerngruppe das Wasser oder den Boden so vorfindet, wie es oder er jetzt ist? Können auch Kinder oder Erwachsene woanders auf der Welt, so wie wir, Getreide ernten? Was müssen wir tun, damit im nächsten Jahr wieder Kartoffeln aus dem Acker gewonnen werden können? Der Erhalt und die Pflege der konkreten natürlichen Umwelt, also die Nachhaltigkeit, wird damit eine direkt nachvollziehbare Notwendigkeit.

Das Wasser im Erlebnis- und Forschungsteich wiederum hängt zusammen mit dem Pflanzenbewuchs der Ufer und dieser mit der Qualität des Wassers, die Fischen, Amphibien und Insekten Lebensmöglichkeit gibt. Damit ist die Ökologie, das ökologische System, angesprochen.

Unser Handeln hier, in Bezug auf den sichtbaren Teich, den fühlbaren Ackerboden, bestimmt -in wie kleinem Maße auch immer- das Leben weltweit.

Pädagogische Methoden:

Das was wir sehen, hören, schmecken, tasten, empfinden können steht im Mittelpunkt. Gerade bei den Jüngeren muss das Verständnis für die Zusammenhänge direkt daran anknüpfen. Daraus werden die Fragen der Nachhaltigkeit in der Natur, der Beeinflussung durch unser Handeln und Unterlassen erschlossen. Handeln und Beeinflussen geschieht häufig durch Viele, gemeinsam aber eben auch gegeneinander. Durch Gruppen- und Partnerarbeit wird das Gemeinsame gestärkt und das Gegeneinander als nicht sinnvoll erlebbar. Das Braten von Reibekuchen, das Basteln mit Heu oder das Anfertigen von Bällen aus Filz bricht auch die Geschlechterstereotype auf, denn hier werken Mädchen und Jungs gleichermaßen und gemeinsam.

Auch kurze Lehrendenvorträge haben ihre Bedeutung und Berechtigung, um Anreize zu bieten und Informationen weiterzugeben, Fragestellungen zu eröffnen und Arbeitsergebnisse zusammenzufassen.

Die Angebote:

Als Einstieg wird bei allen Themen der Begriff „Ökologie“ behandelt: was bedeutet der Haushalt (oikos) der Natur für uns Menschen aber auch für alle anderen Lebewesen? Was gehört alles zur Natur? Was wird mit Umwelt bezeichnet? In einer Fragerunde werden die Begriffe sortiert und erläutert. Es werden die Schlussfolgerungen gezogen, dass mit der Natur behutsam umzugehen ist und ihre Zerstörung im Interesse der Menschheit verhindert werden muss. Im Sinne sozialer und globaler Gerechtigkeit wird auch die Vernetzung aller Einzelbereiche und die Bedeutung unseres individuellen Handelns für andere angesprochen.

 

Wasser

Gefragt wird: woher kommt das Wasser eigentlich, und damit in den Wasserkreislauf mit den weltweiten Wasserquellen wie Flüsse, Seen und Meere eingeführt. Wasser ist ein Bestandteil der Natur, ohne den Leben unmöglich ist. Wir verbrauchen es beim Baden, Duschen, Zähne putzen und auf der Toilette, und wir sollten es sparsam tun. Wasser kann flüssig aber auch fest oder gasförmig sein, es gibt Süß- und Salzwasser. Die Auswirkungen des Klimawandels wie Wassererwärmung und steigender Meeresspiegel, folgende Änderung der Biodiversität mit einwandernden Tier- und Pflanzenarten, die einheimische Lebewesen verdrängen (Neobiota) werden gemeinsam erarbeitet. In zahlreichen Regionen der Welt und auch bei uns in trockenen Sommern ist Wasser knapp. Hochwasser kann an der Terrassenkante direkt bei der Ökologiestation periodisch beobachtet werden.

Im glitzernden Reich des Wasserflohs“ für die Grundschule

Nach einer Geschichte zum Mitspielen “tauchen” die Kinder – als Wassertropfen verkleidet – in die geheimnisvolle Unterwasserwelt eines Teiches ein. Mit Sieben und Keschern ausgerüstet sammeln sie „ihre“ Wassertiere. Anschließend erfahren sie beim genauen Betrachten mit der Lupe und dem Binokular allerlei Wissenswertes über die im Wasser lebenden Kleintiere. Am Ende kann jedes Kind ein selbst gemaltes Wasserbild mit nach Hause nehmen.

Was lebt in Tümpel, Bach und Weiher“ für die Sekundarstufe für das 5. bis 8. Schuljahr:

Auf interessante Entdeckungsreise gehen die Schüler bei der genauen Untersuchung eines Teiches. Welche Tiere findet man unter Steinen, an Wasserpflanzen oder im Schlamm? Ausgerüstet mit Käschern und Sieben untersuchen die Schüler in Kleingruppen einen Teich. Anschließend erfahren sie beim Betrachten mit der Lupe bzw. Binokular allerlei Wissenswertes über die im Wasser lebenden Kleintiere. Zum Abschluss darf jedes Kind ein Bild von seinem „Lieblingstier“ gestalten.

Angebot für das 9. bis 10. Schuljahr:

Nachdem die Schüler in Kleingruppen einen Teich auf seine vielfältige Tierwelt untersucht haben, werden ausgewählte Kleinlebewesen im Labor – mit Hilfe von Bestimmungshilfen – näher bestimmt. Anhand von Fachbüchern können die Schüler allerlei Wissenswertes über die Tiere erfahren. Auf Wunsch ist eine chemische Analyse des Gewässers möglich.

Angebot für die Sekundarstufe II:

Schüler der Sekundarstufe II können eine biologische und chemische Gewässeruntersuchung durchführen.

 

Boden

Welche unterschiedlichen Bodenarten kennen wir eigentlich? Lehm und Sand, Kies und Stein, auch die „nackte Erde“ können wir unter den Füßen haben. Daran anknüpfend wird besprochen, was im Boden denn so lebt: wer kennt Bodenlebewesen, was machen sie mit dem Boden und sind sie nützlich oder sogar notwendig? Der größte Teil unserer Nahrung wächst ja auf dem Boden oder kommt aus dem Boden.

Nachgegangen wird dem Zusammenhang des Klimas mit der Änderung der Biodiversität, eigewanderten Tier-und Pflanzenarten (Neobiota), dem Problem der Bodenerosion, umgekehrt aber auch der Auswirkung von Versiegelung oder Waldverlust auf das Klima.

Anhand des Waldbodens kann die Laubstreuschicht mit ihren Zersetzungsstufen als Nahrungslieferant für die Bodenlebewesen und die Bodenbeschaffenheit erklärt werden.

Eine Reise in die Unterwelt“ für die Grundschule und das 5. und 6. Schuljahr

Ausgerüstet mit Lupen und Schaufeln erkunden die “Bodendetektive” die geheimnisvolle Welt unter ihren Füßen. Sie lernen die seltsamen Bewohner der Unterwelt und deren Besonderheiten (Aufgaben, Körperbau, …) kennen. Im Anschluss darf jedes Kind mit selbst gesuchten Bodenmaterialien eine Bodencollage basteln.

Mikrokosmos Boden“ für das 7. und 8. Schuljahr:

Eine spannende Entdeckungsreise wartet auf die Schüler bei der Untersuchung des Bodens. Die „Bodendetektive“ kartieren in Kleingruppen Nadel- und Laubwald, nehmen die Streuschichten unter die Lupe und kommen den Bodenlebewesen auf die Spur.

 

Insekten

„Von indischen Stäben und gepanzerten Rittern“ für die Grundschule und das 5. und 6. Schuljahr

Erarbeitet werden zunächst die Gemeinsamkeiten aller Insekten (der größten Tiergruppe!): ihre gegliederten Körper und die drei Beinpaare. Aus unserem Blickwinkel wird die Nützlichkeit von Insekten, z.B. die Bestäubung, und die Problematik von Schädlingen und Schmarotzern hinterfragt, die wiederum in direktem Zusammenhang zum konstatierten Insektensterben stehen. Biodiversität bedingt Erhalt und Anlage von Blühstreifen, Vorgärten oder Nisthilfen. Bestückt mit Pinseln, Becherlupen und kleinen Gläschen untersuchen danach die “Insektenforscher” die vielfältige Kleintierwelt auf dem Gelände der Ökologiestation. Aus der zahlreichen Tierschar werden die Insekten aussortiert und die Gemeinsamkeiten von Insekten untersucht. Nachdem die Kinder einige Insekten näher kennen gelernt haben, darf jedes Kind aus Ton ein „Phantasie“-Insekt formen.

 

Wir schauen dem Imker über die Schulter“ für die Grundschule und das 5. und 6. Schuljahr

Was hat unsere Honigbiene mit biologischer Vielfalt zu tun? Wie werden Bienen gehalten und wie der Honig produziert? Im Hinblick auf Klimawandel und Artenschutz wird das enge Gefüge von Blühpflanzen und staatenbildenden Insekten sowie einzelgängerischen Bienenarten besprochen, die Notwendigkeit seines Erhaltes für eine nachhaltige Lebensweise.

Den Kinder wird die Möglichkeit gegeben, an Lehrbienenstand und Wildbienenlehrpfad die Tiere in ihrer normalen Umgebung zu beobachten.

 

Landwirtschaft – Kartoffel

Umfassend wird der Frage nachgegangen, was wir als Konsumenten tun können, um die Produktionsverhältnisse unserer Lebensmittel im Sinne der Nachhaltigkeit zu beeinflussen. Woher und wie kam die Kartoffel nach Europa und wie sieht ein Kartoffelacker aus? Interessant ist hier, dass Blüte und Frucht nicht essbar sind, und dass bei Sonneneinstrahlung giftiges Solanin entsteht. Wie kommen die Kartoffeln in den Boden, welche unterschiedlichen Sorten (auch alte Sorten!) gibt es und wann kann man sie ernten? Was beeinträchtigt das Wachstum und was kann gegen Unkräuter und Schädlinge getan werden ohne Gift zu spritzen? Beeinflusst eine nachhaltige Produktion ohne übermäßige oder synthetische Düngung auch den Geschmack der Feldfrüchte? Anhand eines historischen Abrisses der Kartoffel und eines Blicks in die Geschichte der Landwirtschaft wird auch die globale Perspektive deutlich: was und wie in anderen Regionen und Erdteilen produziert und verzehrt wird.

Die Kinder des Kartoffelkönigs“ für die Grundschule

Woher kommt die Kartoffel und wie sieht die Kartoffelpflanze aus? Antworten auf diese Fragen bekommen die Kinder in einem Einführungsgespräch. Dann ernten sie – mit Grabegabeln und Schaufeln ausgerüstet – ihre eigenen Kartoffeln. Anschließend bereiten sie ein Kartoffelgericht selbst zu. Im Anschluss dürfen sie eine selbst gebastelte Kartoffelpuppe und/oder ein selbst gemaltes Kartoffelbild mit nach Hause nehmen.

Die tolle Knolle“ für die Sekundarstufe, 5. und 6. Schuljahr

Mit Grabegabeln und Schaufeln ausgerüstet ernten die Kinder Kartoffeln. Nach weiteren Informationen über die Kartoffel (Geschichte, Aufbau der Pflanze, …) bereiten die Kinder ein Kartoffelgericht selbst zu. Im Anschluss dürfen sie eine selbst gebastelte Kartoffelpuppe und/oder ein selbst gemaltes Kartoffelbild mit nach Hause nehmen.

 

Landwirtschaft – Getreide

Umfassend wird der Frage nachgegangen, was wir als Konsumenten tun können, um die Produktionsverhältnisse unserer Lebensmittel im Sinne der Nachhaltigkeit zu beeinflussen. Welche Getreidesorten werden angebaut und wie kann man sie unterscheiden, auf welches „Urgetreide“ können sie zurückgeführt werden? Was beeinträchtigt das Wachstum und was kann gegen Unkräuter und Schädlinge getan werden ohne Gift zu spritzen? Hier wird ein Blick in die Geschichte und in andere Weltgegenden getan, hinsichtlich einer traditionellen Landwirtschaft und ihrer Veränderung durch Einsatz von Maschinen, Düngung und Bewässerung. Wie sich der Getreideanbau auf das Klima auswirkt, kann anhand der Methanabgabe von Reisfeldern veranschaulicht werden.

Vom Korn zum Brot“ für die Grundschule und das 5. und 6. Schuljahr

Die Kinder stellen aus selbst gemahlenem Getreide einen Brötchenteig, aus selbst gesuchten und gehackten Kräutern einen Kräuterquark und aus gequetschtem Hafer ein Haferflockenmüsli her. Neben den unterschiedlichen Getreidesorten lernen sie auch noch die Mühen des Dreschens kennen. Nach der harten Arbeit stärken sich die Kinder mit den selbst gebackenen Brötchen, dem Kräuterquark und dem Haferflockenmüsli.

 

Recycling

Geschlossene Stoffkreisläufe sind unabdingbar für die Entwicklung einer nachhaltigen Produktion und Konsumtion.

Am Beispiel des Papiers wird der Frage der Herstellung, der Benutzung, des Sammelns und des Wiedereinbringung von Materialien in die Produktion nachgegangen. Woraus besteht Papier und wie wird es industriell hergestellt? Papier ist nicht gleich Papier, denn es gibt unterschiedliche Sorten: Seidenpapier, Taschentücher, Pappe, weißes Papier, Recyclingpapier. Und noch vor dem Recycling kommt die Verringerung des Verbrauchs.

Aus Alt mach Neu – Papier schöpfen“ für die Grundschule und das 5. und 6. Schuljahr

Recycling praktisch erleben können die Kinder bei dieser Aktion. Sie stellen ihr eigenes Umweltschutzpapier her. Dazu bedarf es allerdings einiger Vorbereitungen, denn die Herstellung von Papier „von Hand“ ist nicht wesentlich einfacher als die Papierproduktion in der Industrie. So stellen die Kinder aus Altpapier einen Papierbrei her, schöpfen und pressen den Brei. Das so gewonnene „neue“ Papier kann – wenn die Zeit ausreicht – noch individuell verziert werden.

 

Naturmaterialien – Heu

Auch bei Dekoration und Ausstattung kann im Sinne nachhaltigen Alltagsverhaltens statt auf Kunststoffe auf Naturmaterialien zurückgegriffen werden. Dazu fördert die Einübung in alte Handwerkstechniken historisches Verständnis und motorische Geschicklichkeit.

Basteln mit Heu“ für die Grundschule und das 5. und 6. Schuljahr

Heudekorationen sind momentan voll im Trend! Denn sie sind originell und attraktiv und außerdem preiswert nachzumachen. Das Wickeln von Heufiguren ist einfach, macht Spaß und ist dabei auch noch ökologisch. Eine ideale kreative Beschäftigung auch für Kindergruppen und jedes Kind darf seine selbst gebastelten Kreationen dann mit nach Hause nehmen.

 

Verarbeitung von Naturwolle

Einen Blick in andere Weltregionen und zurück in die Geschichte eröffnet die Frage nach den unterschiedlichen Wolllieferanten wie Angorakaninchen, Ziege, Baumwollpflanze oder auch die Seidenraupe, die durch das Anpflanzen von Maulbeerbäumen sogar landschaftsbildend wirkte (Cevennen). Im Speziellen geht es um die Beschaffenheit von Schafwolle und ihre Weiterverarbeitung: Kämmen der Wolle mittels Karden; Spinnen; Weben; Häkeln; Stricken. Besprochen wird die Vielseitigkeit von Filzprodukten als Kleidung, Abdeckung, Spielzeug, Schmuck oder Einrichtungsgegenstand und Alternative zu Kunststoffgegenständen, deren Probleme wie Ressourcenverschwendung, Abfall und Entsorgung sowie Boden- und Gewässerbelastung mit Mikroplastik durch Waschen und Reinigen.

Verarbeitung von Schafwolle – Filzen“ für die Grundschule und das 5. und 6. Schuljahr

Schafwolle ist eine ungeheuer wertvolles Produkt, welches in unserer Zeit leider immer weniger genutzt wird. Das Filzen gehört zu einer der ältesten Handwerkskünste. Aus Wasser, Seife und Schafwolle lassen sich die vielfältigsten Dinge herstellen. Ob Schlange oder Ball, bunt oder einfarbig, dem kleinen Künstler sind hier keine Grenzen gesetzt.